Bilder
Biografie
Kristjan Randalu gehört genreübergreifend zu den gefragtesten Pianisten seiner Generation und wird für sein richtungsweisendes Schaffen sowohl im improvisatorischen Kontext des Jazz als auch im traditionelleren Rahmen der klassischen Musik weltweit hoch angesehen. Die Pianistenlegende Herbie Hancock bezeichnet ihn als „überwältigenden Klavierspieler“. Neben der Arbeit am eigenen Repertoire kontemporärer Jazzmusik sowie diversen Kollaborationen mit etlichen Generationen geachteter Musiker, wie zum Beispiel mit ECM-Labelkollege Trygve Seim oder Saxophonist David Liebman, hat Randalu seine Musik auf den berühmtesten Bühnen der Welt präsentiert. Gleichzeitig wird er als virtuoser Interpret zeitgenössischer und klassischer Musik geachtet und tritt mit weltbekannten Orchestern und Dirigenten auf.
1978 in der estnischen Hauptstadt Tallinn als Sohn zweier Pianisten geboren, zog Randalu mit seiner Familie bald nach Deutschland, wo er in Karlsruhe und Köln Klavier studierte, bevor er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart den Master absolvierte. Seine Studien führten ihn anschließend zu angesehenen Musikhochschulen wie der Royal Academy of Music in London sowie der Manhattan School of Music, wo Randalu einen zusätzlichen Master erlangte und, unter anderen, von hoch-geschätzten Pianisten wie John Taylor, Django Bates und Kenny Barron unterrichtet wurde.
Über die letzten beiden Jahrzehnte hinweg ist Randalu mit zahllosen Hochkarätern aufgetreten und hat mit zeitgenössischen Vorreitern im Jazz und über das Genre hinaus zusammengewirkt. Zu einer langen Liste an musikalischen Partnern gehören Oudspieler Dhafer Youssef, Schlagzeug-Virtuose Ari Hoenig und Trompeter Nils-Petter Molvær sowie Ngyuên Lê, Ambrose Akinmusire und Gilad Hekselman. Mit dem 2018 erschienenen Album Absence (im Trio mit Gitarrist Ben Monder und Schlagzeuger Markku Ounaskari) machte Randalu sein Debüt als Bandleader für das renommierte ECM Label und wurde rundum gerühmt – Jazzwise hebt die „meteorologische Launenhaftigkeit“ der Musik auf dem Album als „gleichzeitig leidenschaftlich und gekonnt“ hervor, während DownBeat ihn sogar als „Säule der Stabilität“ bezeichnet, die „offensichtlich zu atemberaubenden technischen Vorstellungen und Showmanship fähig ist“.
Randalu arbeitet regelmäßig mit Schlagzeuger Bodek Janke und Bassist Petros Klampanis in verschiedenen Formationen zusammen, während die 2020 erschienene Einspielung Mussorgsky Pictures Revisited (BMC Records) im Duo mit der Saxophonlegende David Liebman entstand. Auf dem Album offenbart Randalu seine tiefen Wurzeln in der klassischen Musik und überarbeitet das Musterbeispiel der russischen Programmmusik auf revolutionäre Art und Weise, sodass das Werk in der 2020 Bestenliste des Magazins The New York City Jazz Record Erwähnung fand. Sisu (Whirlwind Recordings, 2022) ist Randalus Debüt als Bigband-Komponist und Arrangeur und wurde in Estland als Jazz-Album des Jahres ausgezeichnet. Erst kürzlich hat Randalu mit seiner einzigartigen und von Improvisation gezeichneten Interpretation von Schumanns Dichterliebe (Berlin Classics, 2024) nicht nur seine musikalischen Verbindungen zur klassischen Welt vertieft, sondern eine wahrhaftig originelle Neufassung dieses Eckpfeilers des romantischen Repertoires aufgenommen.
Als Komponist verweist Randalu auf den erheblichen Einfluss seiner Mentoren Erkki-Sven Tüür und Tõnu Kõrvits, deren scharfsinniger Umgang mit Form und harmonischer Struktur in seiner eigenen Musik wiederzuerkennen ist. Der präzise Vortrag und das ausdrucksvolle Spiel gehören zu seinen vielen Stärken und kommen auch im Kontext der klassischen Musik zum Tragen. So spielte Randalu zum einen unter prominenten Dirigenten wie Kristjan Järvi und Dennis Russell Davies und zum anderen mit wichtigen Ensembles wie dem London Symphony Orchestra und dem Tallinn Chamber Orchestra.
Mit einem Katalog von über 50 Alben (darunter eine Grammy-Nominierung) und zahlreichen Auszeichnungen in seinem Namen (darunter Jazzmusiker des Jahres und Jazzkomponist des Jahres in Estland), wachsen Umfang und Qualität von Randalus Schaffen stetig und im Einklang mit seiner international immer bedeutender werdenden Stimme.